…und wir brechen zu unserer 1-jährigen Auszeit in Mittel- und Nordamerika auf. Nachdem wir schon seit vielen Monaten im Stillen recherchiert, geplant und vorbereitet haben, weiß mittlerweile unser ganzes Umfeld Bescheid. Die Reaktionen waren größtenteils dieselben wie z.B. “Woher habt ihr das Geld dafür?”, “Was macht ihr mit eurer Wohnung?”, “Was ist mit euren Jobs?” und “Das wollte/will ich auch mal machen!”. Die Fragen sind schnell beantwortet: Geld gespart, Wohnung auflösen und Möbel einlagern, Job gekündigt bzw. unbezahlten Urlaub bekommen.
Was wir auch sehr oft hörten war der Satz “Das ist sehr mutig!”. Ehrlich gesagt empfand ich das lange selbst nicht so, denn es ist ja nicht so als würden wir mit nichts in der Tasche ins Ungewisse ziehen. Je näher die Reise rückt, desto mehr wird mir aber bewusst, dass es doch ein etwas größerer Schritt hinaus in die Welt ist, als wir ihn bisher gewagt haben.
Worüber ich mich die ganze Zeit wunderte ist, dass wir immer nach dem Wie und Wohin gefragt wurden, aber uns nie jemand gefragt hat warum wir das denn eigentlich machen? Es scheint als müsste man diese Frage gar nicht stellen, weil jeder die Antwort bereits kennt ohne darüber nachdenken zu müssen. Man lebt nunmal in seinem Alltag, eingebunden in einer festen Struktur von Arbeit, Familie, Freunden etc. und gebunden an einen relativ kleinen geographischen Raum. Diese Routine lockert man mit Hobbies und Urlauben auf, oder allem was einem eben sonst noch so einfällt damit der Alltag nicht trist und eintönig wird, oder es zumindest ein bisschen weniger wird.
Routine an sich ist ja nichts Schlechtes und scheinbar neigen wir Menschen von Natur aus dazu. Sie macht manches sogar einfacher, denn wir müssen auf diese Art nicht andauernd mit neuen Situationen klar kommen. So vermeiden wir unnötigen Stress und schaffen uns Vertrautheit oder Sicherheit. Trotzdem empfinden wir Routine immer irgendwann als einen Trott – es passiert nichts schlimmes Aufregendes, aber auch nichts gutes Aufregendes und oft ist man damit irgendwie zufrieden, aber irgendwie dann eben doch nicht. Wir waren es nicht (mehr) und da wir relativ ungebunden sind, war es auch gar nicht schwer zu der Entscheidung zu gelangen, dass wir uns aus all dem Gewohnten mal für eine Zeitlang völlig rausnehmen wollen und das auch hinbekommen können.
So erklärt sich auch der Name dieser Webseite, die wir nutzen wollen um unsere Eindrücke während der Reise festzuhalten und all jenen zugänglich zu machen, die unseren Weg mitverfolgen wollen. Der Begriff “Soltane” stammt aus dem Buch “Parzival”, das der deutsche Dichter Wolfram von Eschenbach bereits im 13. Jahrhundert schrieb. Darin geht es um die Abenteuer des namensgebenden Helden, der als Unwissender loszieht um nach langer Reise letzten Endes den heiligen Gral zu finden und zu hüten. Vor seinen Abenteuern lebte er mit seiner Mutter in Soltane und war dort isoliert und abgeschirmt vom Rest der Welt. Seine Mutter hatte große Angst, dass auch Parzival ein Ritter werden wollte, so wie schon sein Vater, und ihm deshalb vielleicht in sein frühes Grab folgen würde. Also versteckte sie ihn vor der Welt und im gleichen Zug die Welt vor ihm. Sie lehrte ihn sogar absichtlich vieles Falsche so dass er in der Welt außerhalb Soltanes zwangsläufig scheitern und zu ihr in die Sicherheit der Isolation zurückkehren würde. Doch Parzival zog es dennoch hinaus in die Welt und trotz großer Anfangsschwierigkeiten fand er dabei seinen Weg und wurde letzten Endes zu jemandem, mit dem er zufrieden sein konnte.
Für uns ist Soltane das gewohnte Umfeld und der tägliche Trott in dem wir den Großteil unseres Lebens verbringen und dabei von der großen, weiten Welt da draußen meistens nur durch Internet und Fernsehen etwas mitbekommen. Wobei das bei uns im Gegensatz zu Parzival keineswegs die Schuld unserer Mütter ist, es ist einfach das “normale” Leben, das sich für die meisten Menschen im Laufe des Erwachsenwerdens eben irgendwann so ergibt. Daraus wollen wir ausbrechen und die Welt jenseits von Soltane erkunden. Braucht man seinen Mut dafür? Ja, durchaus denn es tauchen immer Sorgen und Befürchtungen auf, vor allem wenn man ins Unbekannte reist. Es ist aber ein bisschen wie Achterbahnfahren – man hat einerseits Angst davor und vielleicht ist es sogar ein klein wenig gefährlich, aber es ist auch unheimlich aufregend und wenn man erst einmal unterwegs ist, kann man nicht anders als dabei Spaß zu haben. Außerdem kann man seinen Weg eben nur finden wenn man anfängt loszulaufen.